Samstag, Juni 30, 2007

Tour De France: NO "Sur le pont d'Avignon"!!

Nachdem wir nun relativ abgefüttert waren mit diesen Kleinstsiedlungen aus dem frühen Pleistozän, wollten wir auch mal eine Großstadt eines touristisch motivierten Blickes würdigen. Da bot sich Avignon an. Es ist groß, eine Stadt und bietet im Ganzen doch mehr als vergleichsweise Brunsbüttel.

Bei Avignon fällt einem natürlich sofort die Brücke ein. Die Brücke von Avignon. Auf französisch: Le pont d'Avignon. Es ist eins der bisher ungelösten Rätsel der Menschheit, warum der Teil derselben, der Avignon besucht, sofort verschüttet geglaubte Sangeskünste für sich wiederentdeckt und unmotiviert in '"sürlöpongdawinjongonidonsöonidonsö"-Geplärre ausbricht. Ob sich hier tief im menschlichen Genom verankerte Atavismen Bahn brechen oder ob das nur schlicht grausame Dämlichkeit ist, hat sich mir noch nicht erschlossen. Auf jeden Fall verhängte ich beim Passieren des Ortschilds von Avignon ein umfassendes "SUR LE PONT D'AVIGNON"-Verbot, welches zumindest von Sandra weitestgehend eingehalten wurde. Obwohl ich glaube sie erwischt zu haben, wie sie es beim Anblick der Brücke doch leise vor sich hingesummt hat. Es sei ihr verziehen.


Die Brücke.

Die Entstehungsgeschichte der Brücke ist weitgehend unbekannt. Die wenig bekannten Fakten werden von den verschiedenen Schulen der sich dem Brückenbau verbunden fühlenden Historiker aufs Heftigste umstritten.

Am einleuchtendsten ist diese Version: In Iden des März des Jahres 1145 warf der -danach Heilig gesprochene- St. Inzèste, seines Zeichens Schafhirte und Faktotum eines nahegelegenen Ortes, auf Geheiß eines gerade vorbeifliegenden Engels einen Stein in die Rhone. Bei diesem Stein soll es sich der Legende nach allerdings um einen veritablen Felsblock gehandelt haben, was der Leistung einen gewissen extraordinären Anstrich verpasste. Ob der Ungewöhnlichkeit dieses selbst für südfranzösische Hirten seltsamen Verhaltens entschloss sich der Gemeinderat der Stadt Avignon, dies als Wunder im herkömmlichen Sinne zu interpretieren und, da ja nun schon mal ein Stein im Wasser lag, gleich Nägel mit Köpfen zu machen und eine Brücke an dieser Stelle zu bauen. Sprachs, beschloss es und heuerte gleich ein Heer Fronarbeiter an, die unter Einsatz ihres Lebens die Brücke bauten. Während des Baus allerdings zeitigte besagter St. Inzèste das Zeitliche. Um dem göttlich motivierten Steinewerfer ein Mindestmaß an Ehre zu erweisen, errichteten die Verantwortlichen zu seinem ewigen Gedenken eine kleine Kapelle mitten auf der Brücke. Diese hinwiederum ist dann doch nicht so klein ausgefallen wie anfänglich geplant und auf der Hälfte der Brückenstrecke waren auf einmal die Steine alle. Sie reichten nicht für eine GANZE Brücke UND die Kapelle. Da die Kapelle allerdings schon gebaut war, mussten die Brückenbauarbeiten auf halber Strecke eingestellt werden. Deswegen reicht die Brücke bis heute nur bis in etwa zur Mitte der Rhone, wo sie (die Brücke) unmotiviert endet. Was ihren Zweck als Brücke schwer einschränkt, ihren Wert als Touristenattraktion aber ähnlich dem Rathaus zu Schilda ins fast Unermessliche steigert.

Hier. Hört einfach auf. Ziemlich dämlich.
Einer anderen Legende zufolge liess Papst Inkontinenz XX. eine Brücke über die Rhone bauen, ganz einfach, weil er mal ans andere Ufer rüberwollte und er Schiffe nicht mochte. Bei Besichtigung der Bauarbeiten stellte er dann allerdings fest, dass das andere Rhone-Ufer schlicht völlig uninteressant, mopsig, öd, fad und langweilig war und man stellte die Bauarbeiten wieder ein. Auch net schlecht.

Naja, so oder so ähnlich hab ich auf jeden Fall die per Audio-Guide vermittelte Geschichte dieses in seiner Unspektakulärheit einzigartigen Bauwerks verstanden. Irrtümer seien mir vorbehalten und können höchstens aus der doch sehr bescheidenen Tonqualität des Audio-Guides resultieren.

Darüber hinaus ist Avignon interessant aber doch auch recht unspektakulär. Gut, es gab da noch den Engel, der Angst hat, dass ihm die Taube auf den Kopf scheißt:
Achja, ich hab mir eine Mütze gekauft. Toll! Da das niemanden interessierte ausser mich, hab ich mich auch gleich selbst fotografiert. Wenn man nicht alles selbert macht ...

Donnerstag, Juni 28, 2007

Tour de France: Apt und so ...

Nach der eindrucksvollen Bestätigung meiner wahren Identität als Regengott auf Erden (ich ziehe die Wolken an, sie lieben mich, sie wollen in meiner Nähe sein, um mich zu nähren und zu tränken!), versuchten wir dem humiden Inkontinentalklima durch die Flucht in südlichere Gefilde zu entgehen. Die Wolken und der Regen waren allerdings hartnäckig. Erst kurz vor Apt hat sich die Wetterlage -zumindest vorrübergehend- gebessert.

Apt an sich ist ganz nett. Nicht der Brüller, aber als Basislager durchaus nicht verkehrt. Ausserdem gibts dort einen recht schönen Pub. Gut, die können dort kein Englisch mehr, aber wir haben auf der Fahrt "Schämrädöpressiong" als Spruch der Wahl erlernt, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass wenn man das zum Bedienerich sagt und gleichzeitig die internationale Geste des Trinkens macht, man tatsächlich meist ein bierartiges Getränk bekommt. Und was will man mehr?
Von Apt ausgehend gings dann in die umliegenden Siedlungsgebiete. Vom Zeltplatz aus sah man auf einer Hügelkette thronend ein komisches Ebbes, was sofort meine Neugier erweckte. Bei näherer Inaugenscheinnahme stellte sich dieses Ebbes als Dorf namens Saignon heraus. Sehr idyllisch, sehr alt aber mit einem nachgerade atemberaubenden Ausblick. Dafür gabs allerdings weit und breit keinen Pub, was zu einem Abzug in der B-Note führte.

Der übliche Sakralbau. Hier eher sakralbaufällig, aber nett:
Das Nest an sich:
Und die oben schon erwähnte Aussicht (drunt im Tal lungert Apt rum. Die Stadt gewinnt mit der Entfernung.)
Und da wir nun schonmal auf dem Berg waren und der Tag noch jung war, fuhren wir weiter und entdeckten ein touristisch völlig unbelecktes Kleinod. Caseneuve. Das war so dermaßen unbeleckt, und zwar nicht nur vom Tourismus, sondern von Belebtheit im allgemeinen, dass sich der Vermutung aufdrängte, das Kaff wär aufgegeben worden. War es aber nicht. Am Ortsrand saß die lokale Rentnergang, liess sich die Sonne auf die nicht mehr ganz taufrischen Gesichtszüge scheinen und beobachtete uns mit einer Mischung aus Misstrauen, Entsetzen und Neugier. Ich wollte die Bande eigentlich fotografieren, aber ich hatte die Vermutung, sie würden dies als feindlichen Akt interpretieren und mich mit ihren diversen Gehhilfen in ein frühes Grab prügeln. Man soll die Agilität in die Enge getriebener Senioren -gerade der französischen -nicht unterschätzen. Deswegen liess ich davon ab und hab einfach mal ein Haus fotografiert. Das ist zwar weniger interessant, aber dafür auch weniger gefährlich.

Caseneuve, so siehts dort aus. Echt jetzt, keiner da! Es gab zwar eine lokale Katze, aber die war auch so dermaßen an Menschen nicht gewöhnt, dass sie ihr Heil in einer eiligen Flucht suchte.

Am nächsten Tag gings weiter mit einem touristischen Parforce-Ritt. Roussillon, Gordes und Sénanque. Diese Ziele sind zwar schön, doch aber auch sattsam bekannt. Deswegen gibts jetzt hier mal ein paar Bilder von Roussillon, die meinem szenetypischen Verhalten entspringen, welches mich dazu zwingt, mich auf Friedhöfen rumzutreiben und dort auf friedliche Passanten zu warten, um ihnen ein wenig Blut - in netter Form - abzuzapfen. Mit anderen Worten: hier der Friedhof von Roussillon:

Was eindrucksvoll beweist, dass sogar Tot-in-der-Gegend-rumliegen dorten schöner ist als zum Beispiel in Ludwigshafen, Mannheim oder auch in Oer-Erkenschwick.

Ich denk, Sénanque kann man sich sparen, vor allem da dieser Dreckslavendel seinen biologischen Pflichten nicht nachkam und Anfang/Mitte Juni noch nicht geblüht hat. Ich wollt mich beschweren, aber 's hat leider keinen interessiert.

Aber gut, eins von Sénanque:
Vielleicht trägt es zur Erheiterung bei zu wissen, dass Sandra an diesem Tage mit einem Fun-Shirt von Zillo bekleidet war. Darauf prangte in großen Lettern, auf das Intel-Inside-Logo anspielend, "Devil inside". Mit Rücksicht auf die sich noch immer in diesem Kloster zuhauf rumtreibenden Mönche und Mönchinnen sahen wir darob von einem Besuch ab. Weltfremd wie diese Brut ist, hätten die das für bare Münze genommen, es am Ende als Geständnis interpretiert und die Gutste per Scheiterhaufen in die Hände DES HERRN überantwortet. Das wollten wir (Sandra mehr als ich, is klar!) natürlich vermeiden. Allein aus Umweltschutzgesichtspunkten war dies wohl ein weiser Entschluss, wo das doch so eine trockene Gegend ist und jedes offene Feuer immer mit der Gefahr eines Flächenbrandes einhergeht.

Von Gordes gibts leider keine Bilder. Nur soviel: es ist alt und sieht auch so aus.

Tour De France: Lyon

TAG 1

Nach kaum 8 Stunden, in denen wir umständlichst ("Bis"-Route, ich bin mir noch nicht sicher, WAS genau das ist aber ich bin mir sicher, was es NICHT ist: Die kürzeste Strecke!) durch die frankreichische Wallachei -die Franzosen nennen das "Bourgogne", dort bauen sie Hühner und Kühe an - gegondelt sind, erreichten wir bei eitel Bewölkung und schwachen 23 Grad Lyon, das erste spontan erwählte Etappenziel. Sandras Eingebung folgend beschlossen wir, den folgenden Tag auch noch in Lyon zu verbringen und suchten zu diesem Behufe eine uns würdig deuchende Herberge. Sandra tat sie auf in Form eines "Mercure"-Hotels am Place De La Frommage. Und wer nun mit "Mercure" "billig" verbindet, dem sei gesagt, dass er irrt. Sackteuer wars, aber da Sandra zahlte, liess ich mich dazu überreden diesen Schlag in die Urlaubskasse zu akzeptieren.

Der Blick aus dem Hotelzimmer. Das Photo wird der Relität nicht gerecht. Es sah live besser aus.


Dann gings raus in die große Stadt, hin zu den Attraktionen, die sie für uns bereithielt: First Beer!

1,3 Promille später gings dann richtig los. Weiter in die Stadt. Lyon ist ja, was Städte betrifft, schon eher groß. Deswegen beschlossen wir, die nähere Umgebung zu erkunden. Die war auch recht nett, es muss wohl so eine Art Künstler/Studenteneck gewesen sein, auf der Stadtentwicklungsskala irgendwo zwischen "Kiez" und "Ghetto". Auf jeden Fall gabs reichlich zu gucken, und, wär nicht Sonntag gewesen, hätt man auch -gerade als Deutscher- feinsten Zwirn erwerben können.
Auf dem Bild leider nicht mehr erkennbar, sind die T-Shirts der Marke Thor-Steiner und White Masterrace. Sehr nett, inklusive Schwarz-Weiß-Roter "Toitschland"-Flagge und lustigen Sprüchen, die die geistige Haltung des Trägers in eindruckvollster Manier kundtun. Was einen zu der Erkenntnis führt, dass es Arschlöcher auch außerhalb Deutschlands gibt.

Zum wieder-runter-kommen und nachdem ich vergeblich nach geeigneten Steinen gesucht habe, um das Schaufenster neu zu gestalten, gings an den Fluss (an einen der beiden ... Rhone oder Saone ... wer weiß?). Dort gabs eine Brücke.

View From a Bridge:
Und dann war auch schon Essenszeit. Wir beschlossen zum Urlaubsauftakt typisch französisch Essen zu gehen. Sowas mit Humidor a la saison chez juz de pampelmuse au gout d'elch oder zumindest sowas in der Richtung. Gabs aber nicht. Stattdessen gabs:
Also: Fish et chips, eine alte südfranzösische Spezialität ... Das ganze nahmen wir stilecht im schottischen Pub "Chez Wallace" zu uns. Dazu gabs die Formel-1-Übertragung und feinstes Englisch sprechende Bedienungen. Das war dann auch das letzte Ma(h)l, dass wir uns ohne Peinlichkeit zu erregen verständlich machen konnten.

TAG 2

Nach einem ausgedehnten Frühstück im "Aux Frikadelle" (due Espressi und 3 Kippen) gings dann zeitig in die wunderschöne Altstadt Lyons. Der Himmel zeigte sich zwar noch bewölkt, doch die Optimismusdrüse arbeitete im Sonderschichtbetrieb und so genossen wir die wenigen uns noch bleibendene trockenen Minuten.

Sightseeing at its best:
Altstadt
Sakralbau
Pub (again)
Natürlich steht jetzt die Frage im Raum: "Ja ham die denn einen anner Waffel? Fahren für teuer Geld nach Frankreich und vergeuden Zeit und Geld in Pubs?". Nuuuuun, berechtigter Einwand, fürwahr, aber um der Wahrheit genüge zu tun, sind wir in dem Pub nur deswegen geldandet, weil es der letzte trockene Zufluchtsort war vor einem Regen, den ich zwar kommen sah, von dem ich aber annahm, dass es sich dabei um einen südfranzösischen Schönwetterschauer handelte. Handelte es sich aber nicht. Es war ein südfranzösischer Langzeitlandregen von der Intensität, als hätte jemand einen Ozean durch ein Sieb geschüttet. Meine Stimmung sank im gleichen Maße wie der Wasserstand in den Straßen stieg. Selbst die Zuführung nicht unerheblicher Mengen Kilkenny's konnten daran nix ändern. Wir saßen so ca. 1.5 Stunden in dem Ding und harrten der Sonne, dies aber vergebens. Geregnet hats den ganzen Tag. Das war dann unser Stichwort: durch den Monsun (gnihi) zum Parkhaus, dort das Auto für schlappe 25 Euro ausgelöst und raus aus Lyon. Sandra hat viele Postkarten mitgenommen, ich nur einen leichten Schnupfen.