Dienstag, Mai 28, 2013

Katzen

Unlängst bekam ich Gelegenheit zwei befreundete Katzen sitten zu dürfen. Das ist natürlich blanker Unfug, da Katzen zu freundschaftlichen Emotionen nicht fähig sind. Nicht, weil das einen unzulässigen Antopomorphismus darstellte, sondern weil Katzen, und davon kann man ausgehen, den Menschen hassen und verachten und ihn nur deswegen in ihrer Nähe dulden, weil es einfach einfacher ist, als Kleinnager zu jagen.

Unglücklicherweise zieht die Katze aber, wohl aufgrund ihrer gefälligen Proportion und ihres nicht unbeträchtlichen Niedlichkeitsfaktors der nur von jungen Eulen und spielenden Babyeisbären überboten wird, den Menschen in ihren Bann. Was ungewöhnlich ist, da die Katze eben jene Niedlichkeit aus der Tatsache bezieht, dass sie a) ungeschickt ist wie Lieutenant der Spezialeinheit Frank Drebin und darüber hinaus, also b), dumm ist wie eine Tüte trockener Torf. Kurz, es ist ein Rätsel, wie es diese Tiere geschafft haben, dem Hunde gegenüber als beliebten Hausgenossen zumindest ebenbürtig rezipiert zu werden, und weiterhin als die gemeinhin intelligentere, weil vermeintlich unabhängigere Art zu gelten.

Ich vermute dahinter lediglich weibliches Wunschdenken und ebenso weibliche Schutzbehauptungen.

Und das hat historische Gründe.

Die allgemein bekannte Geschichte der Katze ist schnell zusammengefasst: Um die riesigen Kornspeicher der ägyptischen Armee vor unerwünschten Rattenbefall zu schützen erfand Königen Kleopatra die Katze, um dem Nagerbefall ein für alle Mal Herr zu werden. Die Katzen scheiterten auf ganzer Linie, erschlichen sich aber trotz erwiesener exterminatorischer Inkompetenz Zugang zuerst zum Herzen und danach zur Wohnung des Menschen. Somit wurde quasi nebenbei auch der Spruch erfunden, etwas "sei für die Katz" als Ausdruck optimierter Sinnlosigkeit.

Die Katze begann dann, die Jahrhunderte und Jahrtausende beschützt und ernährt vom Menschen, schmarotzend und gewöllewürgend zu überstehen und konfrontiert den heutigen zivilisierten Menschen immer noch mit dieser Mischung aus Anteilnahme erzwingender Dummheit und nachgerade homeresker Unfähigkeit, auch nur den kleinsten Trick zu erlernen. Ergebnis all dessen ist, wie bereits erwähnt, die allgemeine Wahrnehmung jener felinen Vollpfosten als "unabhängig" und - ein Treppenwitz der Haustiergeschichte - "mystisch".

Der Hund, um das kurz einzuwerfen, hat sich dem Menschen unterworfen, zeigte sich lernwillig und -fähig, beschützt Heim, Hof, Kind und Rind, ist folgsam, friedlich und treu und erwarb sich deshalb auch aufgrund vieler weiterer postiver Eigenschaften den umumstößlich unvermeidlichen Ruf, ein behaarter Trottel ohne Rückgrat und Verstand zu sein. Geht's noch ungerechter? Wohl kaum!

Hier sehen wir übrigens im diffusen Vordergrund Rambo. Selten war ein Name unpassender für ein schon ans karikaturhafte grenzende, ebenso dummes wie filigranes Geschöpf, welches auch nicht den Hauch einer aggressiven Ader oder die Fähigkeit sich durch koordinierte Handlung von der Qualle oder der Seegurke zu unterscheiden, besitzt.

Ich habe mich sofort in ihn verliebt. Ich erwog kurzfristig die Möglichkeit, ihn mitzunehmen und der Eigentümerin gegenüber zu behaupten, er sei katzentypisch durchs unvorsichtigerweise geöffnete Fenster entflogen. Aber da hätte mich KAMI (Kami - Katze, einer der ältesten namensbezogenen Katzenwitze überhaupt; es gibt ägyptische Kartuschen, die in Katzengräbern gefunden wurden, die eben diese Vermutung nahelegen) verraten.

Kami ist eine dickliche Diva von ca. 20 Kilo Kampfgewicht und etwas erweiterteter Intelligenz, aber ausgestattet mit der Grazie eines nassen Sacks Zement. Wenn Kami hüpft und landet, melden die Seismographen am Vesuv in Italien einen Ausbruch und die Atommächte der Welt gehen auf DefCon 2. Darüber hinaus hasst sie mich, weil ich Rambo mag, und das mag sie nicht, weil das einfach nicht sein darf.

Ich bin mir dessen sicher, weil sie mich gehauen hat. Sie durfte das nicht, weil, wie mir die Eigentümerin versichert hat, sie es ihr (also die Eigentümerin der Katze) ausdrücklich und strenge verboten hat. Aber offenbar erstreckt sich die so fälschlicherweise aber konsistent propagierte Unabhängigkeit der Hauskatze darauf, auf Verbote jeglicher Art zu scheißen.