Sonntag, Februar 17, 2013

Freitag, Februar 08, 2013

Regelgreis

Während des Studiums bin ich mit einem Konstrukt konfrontiert worden, das sich 'Menschen im besonderen Gewaltverhältnis' nennt. Es geht hierbei hauptsächlich um Gefangene, Beamte und noch irgendwas. Ich war ein lausiger Student und auch hier konnte ich mir die notwendigen Details nicht merken. Worum es aber im groben ging war, dass sich diese Menschen gewisser Grund- und/oder Bürgerrechte, nicht immer freiwillig, entledigen. So ist z. B. Das Recht auf Freizügigkeit eines Strafgefangenen zwingend notwendig eingeschränkt und Beamte haben kein Steikrecht.

Die juristische Literatur lässt sich in diesem Zusammenhang aber nicht über die rechtliche Positionierung des gemeinen Kurgastes aus. Oder anders gefragt: Dürfen die uns - ja, man solidarisiert sich - uns so behandeln, wie sie es tun?

Sagen wir mal so: Die Regelungswut und Hinweisschilddichte ist überwältigend. Gleichzeitig ist die Hausordnung nur ein klitzekleinwenig strenger als die des letzten FSB-geführten Gulags für politische Gefangene auf Sachalin.

Beispiele? Gerne!

Frühstück gibt's zwischen 6 und 8 Uhr. Der Export von Speisen aus dem Speisesaal ist verboten. Das gilt ebenfalls für alle anderen Speisen und Speisezeiten. Getränke, die nicht im Haus erworben wurden, dürfen nicht in den Speisesaal importiert werden. Das gilt auch für Teebeutel, insbesondere für Earl Grey. Wer die Friesenmischung nicht mag, soll eben Wasser trinken. Rauchen und Parken ist nur in den gekennzeichneten Bereichen erlaubt, die Kombination beider Tätigkeiten ist verboten. Nach 23 Uhr ist Ruhe zu halten, der Schlaf ist Teil der Therapie. Der Patient hat jeweils 10 Minuten vor Therapiebeginn im entsprechenden Warteraum zu warten und immer ein Handtuch mit sich zu führen. Das betreten des Bewegungsbeckens zu Therapiezeiten ist nur in Anwesenheit eines Therapeuten erlaubt, nach 17 Uhr allerdings ist der Zugang frei. Das Einspringen von jeglicher Seite ist verboten ebenso der länger als 20 Minuten dauernde Aufenthalt im Wasser. Vor und nach dem Bade ist zu duschen, und zwar in den dafür vorgesehenen Duschen und nicht etwa auf dem Zimmer. Ab 19 Uhr hat sich der Kurgast selbständig an der Rezeption um die aktualisierten Therapiepläne zu bemühen, hierbei ist die Klingel zu betätigen, um Hilde zu wecken. Das Anrufen oder dezente Hüsteln, um auf sich aufmerksam zu machen, ist verboten. Wasser darf nur und ausschließlich aus der zur Verfügung gestellten Flasche getrunken und nur darin transportiert werden. Die Fremdflaschenverwendung ist verboten. Die Nutzung des Aufzugs ist für Kinder unter 12 Jahren in Abwesenheit eines Erwachsenen verboten. Bier ist verboten, allgemein sind alkoholische Getränke verboten. Das Verwenden nicht hauseigener elektrischer Geräte ist verboten ebenso wie der Empfang nicht angemeldeter Fremdwesen wie Freunde, Bekannte, Ehefrauen oder Kinder.

Ebenso verboten ist das auswärtige Übernachten ohne Beurlaubung, wovon es in drei Wochen Aufenthalt nur maximal zwei gibt. Auf meine Nachfrage, wer das denn so beschlossen hätte, beschied man mir: Der Träger möchte das nicht. Leider konnte ich 'denTräger' nicht ausfindig machen, um ihm für diese Impertinenz eine auf's Maul zu schlagen und ihn somit zum Gebissträger zu machen.

Zwei Tage noch, dann werf' ich ein Spülbecken durch die Wand und türme...

Donnerstag, Februar 07, 2013

Heute im Spiegel

Schock am Morgen. Aus dem Spiegel schaut mich ein alter, verhärmter Mann mit eingefallenen Wangen und grauen Haaren an. Die Augen liegen tief in kohlentränensackschwarz unterlegten Höhlen und die Zahnbürste fährt ins Leere und massiert nur noch das faltige Zahnfleisch. Hektisch sattle ich meinen Rollator und tattere mich in die Krankengymnastik. Dort hole ich mir eine Steighilfe und erklimme eine dieser modernen Digitalwaagen.

Mit Klamotten, Schlüssel und Schuhen wiege ich noch 72 Kilo. Die Eingangsmessung, unter gleichen Bedingungen, ergab vor zwei Wochen 78 Kilo.

Mit anderen Worten: Ich löse mich auf. Mit ein bisschen Glück bin ich dann nächsten Mittwoch komplett weg.

70 Gramm Fett pro Tag.

Ja nee, is klar.

Sonntag, Februar 03, 2013