Montag, Oktober 16, 2006

Die Bunte Sau

... auf vielfachen Wunsch ... ;-)

Ich musste mich ja belehren lassen. Als aufrechter Unterschichten-TV-Verweigerer (OK, nicht völlig, als alter Ex-Halb-Jurist schau ich ja mit wachsender Begeisterung "Richterin Barbara Salesch" und auch "Das Jugendgericht". Aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll.) ist mir der Name "Tine Wittler" nicht so spontan aus dem Gedächtnis gefallen. Wenn ich auch zugeben muss, bei meiner 3. Lieblingssportart (Zappen) gelegentlich bei dieser televisionären VerIKEAisierung der Bevölkerung hängenzubleiben, ist mir das System respektive der Sinn dieser Sendung nicht vollumfänglich zugänglich.

Da ist zum einen diese von mir liebevoll "Bunte Sau" genannte Aushilfsraumausstatterinnenimitatorin namens Tine Wittler. So siehtse aus:

Wie unschwer zu erkennen ist, ist die Ursache für ihre Verhaltensstörung zum einen in ihrer offensichtlichen Affinität zum Thema "Alkohol" zu sehen. Während andere Menschen allerdings ihre Schwäche in der Abgeschiedenheit der eigenen Wohnung ausleben und höchstens mal im Rausch Frau und Kinder züchtigen, so sind die Folgen dieses offensichtlich ausgelebten Alkohol-Abusus bei ihr weitaus dramatischer.

Wahrscheinlich durch die Androhung von Gewalt und zielgerichtete Erpressung, hat sie es geschafft, ihre Übelkeit erregende Vorstellung von Wohnraumoptimierung ins TV zu bringen und auf diesem Wege die geschmacklichen Vorstellungen einer gesamten Generation zu ruinieren.

Doch scheint die Vermutung, all dies sei das Resultat übermäßigen Alkoholgenusses, zu kurz zu greifen. Da müssen andere Dinge in ihrer Vergangenheit vorgefallen sein, die sie nun treiben, jedes vorher eigentlich recht ansehnliche, teilweise sogar mit dem Hauch des Individualismus belebte Wohnklo der armen Freiwilligen, die sich in kompletter Verkennung der wahren Umstände als willfährige innenarchitektonische Laborratten zur Verfügung stellten, in ein pastell-infrafarbenes Horrorkabinett zu verwandeln.

Meine Vermutung diesbezüglich ist ja, dass die gute Tine als Kind einmal zulange im IKEA-eigenen Kinder-Ghetto namens "Smaland" vergessen wurde. Und die offensichtliche Erniedrigung, ausgelöst durch die Ausrufung ihres Namens durch gesamt-IKEA und der damit verbundenen Offenlegung, dass ihre Eltern sich doch brennender für die Schlafzimmer-Garagen-Kombination "Ödland" interessieren als für ihre wahrscheinlich damals schon extremnervende Jungpocke Tine, scheint das kindliche Ego derart in den Grundfesten erschüttert zu haben, dass sich dieses Trauma nun in einer ziellosen Verhehrung fremder Wohnstätten zum Behufe der Aufarbeitung Bahn bricht.

Sind so auch Grund und Ursache für ihre offensichtliche Verhaltensstörung relativ sauber herausgearbeitet, so ist die Frage, warum eine erkleckliche Anzahl Menschen sich die Übertragung ihrer nur als therapeutische Sitzungen erklärlichen medialen Einrichtungsausraster anschaut, immer noch unbeantwortet. Ist es wie bei einem Unfall - es ist schrecklich, aber man muss einfach hinsehen? Ist es die Freude darüber, dass dieser Kelch an einem selbst vorbeigegangen ist und man auch noch am nächsten Morgen ohne das Risiko einer ernsthaften Netzhautschädigung ins heimische Wohnzimmer gehen kann? Oder ist es schlicht die Schadenfreude darüber, dass es den armen Tschastinn und die bedauernswerte Mandy in ihrer rundumoptimierten und massengeschmackskompatiblen Plattenbauwohnung irgendwo im Zentrum von Pirna in einen tragischen, aber aufgrund einer bedenklichen politischen Ausrichtung dennoch begrüßenswerten Freitod getrieben hat?
Ja, das wird es sein.

Alles andere tät mir Angst machen.

So, ich geht jetzt mein Schlafzimmer streichen. Die Wände in Hornhaut-Umbra mit Uringelb geschwämmelten Bordüren. Die Decke mach ich Lila. Das gibt mildernde Umstände, wenn ich meine Freundin umniete...

...

Dank an Sandra für das Lektorat.

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