Mittwoch, Januar 23, 2013

Rehalligalli (1a)

Meine Vorstellung mit den Worten "Mein Name ist Koller und ich melde mich hiermit zum Haftantritt." fand nur wenig humoristische Resonanz bei dem fassartigen Geschöpf, welches mich "im Namen des Carolinums" begrüßte und mit ziemlicher Sicherheit auf den Namen Hiltrud, kurz Hilde, hört. Die direkt anschließende Belehrung, ich solle doch froh sein, überhaupt eine Kur genehmigt bekommen zu haben und Millionen andere Menschen würden mich beneiden, nordete mich allerdings umgehend auf den vor Ort gepflegten Duktus ein. Die Patientenansprache, und ein solcher ist man hier, ein Patient, erfolgt in Kursivschrift und belehrt. Alkohol ist in der Klinik unerwünscht und rauchen darf man in eigens dafür vorgesehenen Raucherpavillons. Das Verlassen der Klinik nach 23 Uhr ist ebenso unerwünscht und auswärts Nächtigen nur nach vorheriger Beurlaubung und auch dann nur wenn Hilde es verantworten kann.

Kurz, mir erschließt sich die ganze Tragweite meiner Situation noch nicht völlig. Ich vermute aber, die Soldaten der ersten Angriffswelle auf Omaha-Beach müssen ähnlich positiv in die nähere Zukunft geblickt haben. Ich bin sehr gespannt, was mich hier erwartet, wenn die Klappen meines Landungsbootes fallen und die brüllende Realität des K-Days über mir zusammenbricht.

XBox kann ich übrigens komplett knicken. Der TV im Zimmer stammt aus prä-Wende Resteproduktion des VEB Durchleuchtungsgerätebau Pirna und erlaubt in linientreuer Abschottungsdogmatik keinerlei Fremdgeräteanschluss.

Bisher deutet alles drauf hin, dass meine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Wer Mitleid für mich zu empfinden sich in der Lage sieht möge dies bitte jetzt tun.

Ich spüre, wie mein Hirn beginnt zu verkalken.

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