Montag, November 17, 2014

Car Wars

Januar 2011: Mercedes-Benz führt für die Oberklasse das erste vollautonome Einparksystem der Welt ein. Hiermit wird die Arbeit tausender S-Klasse und Maybach-Chauffeure ungemein vereinfacht. Per Knopfdruck wir das Schlachtschiff ohne Zutun des Fahrers in die auch noch so kleine Parklücke platziert. Dass derlei Fahrzeuge in der Regel in konzerneigenen Zeppelinhallen geparkt werden, stand der Notwendigkeit der Entwicklung in keiner Weise im Wege.

Juni 2011: Volkswagen zieht nach und veröffentlicht die ersten Parkvollautomaten in der Kompaktklasse. Der Golf R32 kommt mit Überhol- und Einparkassistent. Um die Maskulinität der üblichen Golfkäuferschaft mental zu unterstützen, muss der Golf, der in Kennerkreisen auch nur "der Einlocher" genannt wird, durch manuelles Gasgeben in die Lücke buxiert werden, die Lenkung übernimmt eine auf Windows XP basierte Software. Manni bleibt also immer noch der Herr am Pedal. Die Verkaufszahlen gehen durch die Decke.

Februar 2012: Einparken-Können wird als Inselbegabung anerkannt und unterfällt ab sofort den Regeln für Grenzbegabte im Straßenverkehr. Eine die Allgemeinheit schützende Vorschrift kommt auf den Aktionsplan der EU mit dem Titel "Agenda 2012 - Auch Frauen dürfen mit dem SUV in die Stadt". VW, Skoda, Audi und Fiat beantragen EU-Fördergelder zur Erforschung der Einparkhilfen im Kleinwagen und Tretrollerbereich. Die Gelder werden genehmigt, der ADAC rechnet noch für Ende 2012 mit den ersten testbaren Ergebnissen.

März 2013: Die Autoindustrie reagierte schnell und effizient. Kleinwagen aller Marken werden mit umfassenden Parkassistenten verschiedenster Technologien europaweit angeboten. Während Audi und VW für den Polo, Lupo und A3 auf AEG setzen (Auch Einparken Geht), bieten Skoda und Fiat App- und iOS basierte Lösungen an, die jegliche Humanintervention obsolet machen. Parken wird nun haptisches Allgemeingut und unterliegt ab sofort der Maschinenverordnung.

Oktober 2013: Panik in der Oberklasse. Nachdem BMW nicht nur den Einparkautomaten, sondern auch den Service zum Auffinden möglicher Parkplätze, den "Gapfinder X3", zum ersten Mal in den Elektrofahrzeugen i3 und i8 auf dem Genfer Automobilsalon vorgeführt hat, herrscht Aufruhr bei den Premiumanbietern. Mercedes Benz zog sich, Rache und Vergeltung versprechend -und leicht schmollend - von der Veranstaltung zurück, Audi versprach, entsprechend zu reagieren, Rover drohte mit dem Austritt aus der Europäischen Union.

Februar 2014: Mercedes hat die Archive geplündert und reagiert als Erster auf die Herausforderung. Der neue CLS 400 "Haubitze" erkennt nicht nur alle Parklücken im Umkreis von 2 Kilometern, sondern auch "feindliche" Fahrzeuge mit Parkabsicht. Die Einparkautomatik schaltet sofort ein Krisenreaktionsprogramm aktiv, welches umgehend den Parkort ansteuert, das einparkende Opponentenfahrzeug anvisiert und mittels eines Beschuss mit Kaliber 88mm eliminiert. Verschossen wird hierbei ein Aktivmantelgeschoss aus abgreichertem Uran mit einem Molybdän-Kupfer-Kern, der bei Feindkontakt eine direkte pyro-mechanische Durchbohrung des feindlichen Motorblocks initiiert.

Für viele Wochen bleibt Mercedes unangefochten auf dem Parkplatz Nummer 1 der Ehre. Die europäische Oberklasse scheint in Schockstarre.

April 2014: BMW reagiert und das hart. Mit dem neuen X6 wird der Einparkassistent "Hindenburg 2014 V2" am Markt positioniert. Mit jedem X6 ab der Ausstattsungsvariante "Donald Rumsfeld" wird ein autonom agierender Zeppelin ausgeliefert, der dem Fahrer proaktiv zur Seite steht. Einparken, Feindraum sowie angreifende Einparkwillige werden per mittlerweile unter GNU-Lizenz verfügbarer AWACS-Technologie überwacht und -im Falle des anstehenden Einparkversuchs- eliminiert. Hierbei verfeuert der auf einer Höhe von 2500 Metern operierende Helium-Zeppelin bis zu 10 Hellfire-Raketen, die für die Anwendung im zivilen Bereich optimiert wurden. Konkret bedeutet das, dass es sich um einen ökologisch unbedenklichen Explosivstoff handelt, welcher nach erfolgter Feinddevitalisierung im Rahmen einer weitgehenden public-private Partnership zwischen den Kommunen und BMW umweltschonend entsorgt wird.

Die Käuferabwanderung ist laut Infratest-Dimap schon in den ersten Tagen horrend.

Mai 2015: Überraschenderweise hat Audi noch vor Mercedes-Benz reagiert. Hat die Fachpresse noch den Vergeltungschlag seitens der Sindelfinger Panzerschmiede erwartet, konnten die Heilbronner aus dem Hinterhalt die Technologie der Zukunft einführen.

Der Audi "Neutron"-RS8 wird mit, wie "Auto-Motor-Block" exlusiv veröffentlicht, "Der Antwort" auf alle Parkfragen des 22. Jahrhunderts, ausgeliefert. Im nicht unerheblichen Kaufpreis von marktgerechten- 1.5 Milliarden Euro erhält der ambitionierte Automobilist nicht nur ein Fahrzeug "State of the Art", sondern zusätzlich noch einen in Zusammenarbeit mit Richard Branson erfolgreich getesteten, individuellen geostationären Abwehrsatelliten. Bestückt mit bis zu 25 "MURVS" (Multiple Unguided Re-Entry Vehicles) stellt der Satellit dem RS8 ab sofort eine überlegene Feuerkraft anheim, die ihn somit zur bodenagierenden Ultima-Ratio des Straßenüberlegenheitsvehikels der Zukunft erhebt.

Wenn er den Parkplatz nicht bekommt, bekommt ihn niemand.

Die Aktien der VAG stiegen nach Bekanntwerden noch vor Handelsbeginn um 25%.

Ebenfalls die von Bilfinger-Berger.

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