Donnerstag, Juni 28, 2007

Tour de France: Apt und so ...

Nach der eindrucksvollen Bestätigung meiner wahren Identität als Regengott auf Erden (ich ziehe die Wolken an, sie lieben mich, sie wollen in meiner Nähe sein, um mich zu nähren und zu tränken!), versuchten wir dem humiden Inkontinentalklima durch die Flucht in südlichere Gefilde zu entgehen. Die Wolken und der Regen waren allerdings hartnäckig. Erst kurz vor Apt hat sich die Wetterlage -zumindest vorrübergehend- gebessert.

Apt an sich ist ganz nett. Nicht der Brüller, aber als Basislager durchaus nicht verkehrt. Ausserdem gibts dort einen recht schönen Pub. Gut, die können dort kein Englisch mehr, aber wir haben auf der Fahrt "Schämrädöpressiong" als Spruch der Wahl erlernt, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass wenn man das zum Bedienerich sagt und gleichzeitig die internationale Geste des Trinkens macht, man tatsächlich meist ein bierartiges Getränk bekommt. Und was will man mehr?
Von Apt ausgehend gings dann in die umliegenden Siedlungsgebiete. Vom Zeltplatz aus sah man auf einer Hügelkette thronend ein komisches Ebbes, was sofort meine Neugier erweckte. Bei näherer Inaugenscheinnahme stellte sich dieses Ebbes als Dorf namens Saignon heraus. Sehr idyllisch, sehr alt aber mit einem nachgerade atemberaubenden Ausblick. Dafür gabs allerdings weit und breit keinen Pub, was zu einem Abzug in der B-Note führte.

Der übliche Sakralbau. Hier eher sakralbaufällig, aber nett:
Das Nest an sich:
Und die oben schon erwähnte Aussicht (drunt im Tal lungert Apt rum. Die Stadt gewinnt mit der Entfernung.)
Und da wir nun schonmal auf dem Berg waren und der Tag noch jung war, fuhren wir weiter und entdeckten ein touristisch völlig unbelecktes Kleinod. Caseneuve. Das war so dermaßen unbeleckt, und zwar nicht nur vom Tourismus, sondern von Belebtheit im allgemeinen, dass sich der Vermutung aufdrängte, das Kaff wär aufgegeben worden. War es aber nicht. Am Ortsrand saß die lokale Rentnergang, liess sich die Sonne auf die nicht mehr ganz taufrischen Gesichtszüge scheinen und beobachtete uns mit einer Mischung aus Misstrauen, Entsetzen und Neugier. Ich wollte die Bande eigentlich fotografieren, aber ich hatte die Vermutung, sie würden dies als feindlichen Akt interpretieren und mich mit ihren diversen Gehhilfen in ein frühes Grab prügeln. Man soll die Agilität in die Enge getriebener Senioren -gerade der französischen -nicht unterschätzen. Deswegen liess ich davon ab und hab einfach mal ein Haus fotografiert. Das ist zwar weniger interessant, aber dafür auch weniger gefährlich.

Caseneuve, so siehts dort aus. Echt jetzt, keiner da! Es gab zwar eine lokale Katze, aber die war auch so dermaßen an Menschen nicht gewöhnt, dass sie ihr Heil in einer eiligen Flucht suchte.

Am nächsten Tag gings weiter mit einem touristischen Parforce-Ritt. Roussillon, Gordes und Sénanque. Diese Ziele sind zwar schön, doch aber auch sattsam bekannt. Deswegen gibts jetzt hier mal ein paar Bilder von Roussillon, die meinem szenetypischen Verhalten entspringen, welches mich dazu zwingt, mich auf Friedhöfen rumzutreiben und dort auf friedliche Passanten zu warten, um ihnen ein wenig Blut - in netter Form - abzuzapfen. Mit anderen Worten: hier der Friedhof von Roussillon:

Was eindrucksvoll beweist, dass sogar Tot-in-der-Gegend-rumliegen dorten schöner ist als zum Beispiel in Ludwigshafen, Mannheim oder auch in Oer-Erkenschwick.

Ich denk, Sénanque kann man sich sparen, vor allem da dieser Dreckslavendel seinen biologischen Pflichten nicht nachkam und Anfang/Mitte Juni noch nicht geblüht hat. Ich wollt mich beschweren, aber 's hat leider keinen interessiert.

Aber gut, eins von Sénanque:
Vielleicht trägt es zur Erheiterung bei zu wissen, dass Sandra an diesem Tage mit einem Fun-Shirt von Zillo bekleidet war. Darauf prangte in großen Lettern, auf das Intel-Inside-Logo anspielend, "Devil inside". Mit Rücksicht auf die sich noch immer in diesem Kloster zuhauf rumtreibenden Mönche und Mönchinnen sahen wir darob von einem Besuch ab. Weltfremd wie diese Brut ist, hätten die das für bare Münze genommen, es am Ende als Geständnis interpretiert und die Gutste per Scheiterhaufen in die Hände DES HERRN überantwortet. Das wollten wir (Sandra mehr als ich, is klar!) natürlich vermeiden. Allein aus Umweltschutzgesichtspunkten war dies wohl ein weiser Entschluss, wo das doch so eine trockene Gegend ist und jedes offene Feuer immer mit der Gefahr eines Flächenbrandes einhergeht.

Von Gordes gibts leider keine Bilder. Nur soviel: es ist alt und sieht auch so aus.

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