Dienstag, Februar 19, 2008

Sind wir nicht alle ein wenig Zumwinkel?

Ich verstehe die Entrüstung nicht! Worüber regt sich das wiedervereinigte Deutschland denn auf? Über die Schlechtigkeit der Welt im Allgemeinen, oder der Verderbtheit unsere "Eliten" im Besonderen?

Heuchelei!

Letzlich ist das doch alles nur die reine Schadenfreude. Schaut her, jetzt hat's mal einen von den Großkopferten erwischt. Doch was steckt WIRKLICH dahinter?

Nichts, meiner Meinung nach. Oder auf jeden Fall nichts moralisch Erhebliches. Weil nämlich: wären wir an der Stelle eines Herrn Zumwinkel, eines Herrn Ackermann, eines Herrn Esser anders? Hätten wir anders entschieden? Hätten wir den Aufschrei der gerechten Empörung gen Himmel fahren lassen und uns schützend vor die darbende Masse der HartzIV-Empfänger geworfen und gesagt: "So nicht, meine Herren, so nicht! Nehmt euer schmutzig Geld und versuchet mich nimmermehr!"?

Hätten wir aus reinem Gutmenschentum auf Steuerrückzahlung verzichtet? Hätten wir vor lauter Ehre und Gewissen Millionenabfindungen in den Wind geschlagen, nur um unser Seelenheil willen?

Ich glaubs doch fast nicht.

Wir ärgern uns doch alle nur scheckich, dass WIR nicht in der Lage sind, soviel Steuern zu hinterziehen. Wir kriegen Plaque, bei dem Gedanken, dass irgendwelche Horste bei erwiesenem Scheitern auch noch per Goldenem Handschlag in einen wohlalimentierten Ruhestand mit Aufsichtsratsbespaßung verabschiedet werden.

Doch basiert diese Echauffage auf der Erkenntnis der moralischen Verwerflichkeit ALS SOLCHER, oder kommt sie nur daher, dass sowas eben nur irgendwelchen ANDEREN passiert, und nicht uns. Hätte auch nur einer von uns in der Position eines Mannesmann-Aufsichtsrates abgelehnt, wenn man ihm eine größere Summe Geldes fürs rechtzeitige Handheben geboten hätte?

Kurz: Wollen wir Gerechtigkeit, oder wollen wir nicht auch nur mal die Möglichkeit, den großen Deal zu machen, mal Absahnen, mal mit Anlauf auf all die anderen Loser scheißen? Nach dem Motto: Eure Armut kotzt mich an!

Ich denke, die Antwort dürfte eindeutig ausfallen.


Wie war es denn zu Zeiten der Dot.Com-Blase? Hat sich nicht Heinz und Hilde bereitwillig dazu hergegeben, auch für den banalsten Job sich mit Aktien-Optionen abfinden zu lassen? Hat nicht jeder Ökosystemadministrator mit Freuden den Porsche als Benefit für hervorragende Dienste akzeptiert, nur weil er mal Word richtig eingerichtet hat? War das nicht irgendwie das selbe, nur halt auf nem anderen Niveau?

Wir müssen uns doch nur eingestehen, dass wir alle korrupt sind. Oder es zumindest gerne wären, böte sich nur endlich die Gelegenheit dazu. Jeder Kopf hat seinen Preis. Vielleicht sollten wir uns einfach mal an die berühmte eigene Nase fassen, bevor wir uns vollmundig und ach-so rechtschaffen über die Scheiße, die andere Leute bauen (und sich dabei erwischen lassen!), aufregen.

Find ich jedenfalls.








"Zyniker glauben, dass jeder genauso korrupt ist wie sie selbst. Idealisten glauben, jeder ist korrupt außer ihnen selbst." Robert Anton

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Genau so isses!