Montag, September 29, 2008

Pro(lo)7 - Die Krücke

Selten wurden alle Vorurteile, die man gegenüber den deutschen "Filmschaffenden" hab kann, so eindrucksvoll bestätigt, wie in der Neuauflage von "Die Brücke".

Banalisiert, verfälscht, bis zur Unkenntlichkeit auf Guido-Knopps "Das Reich sucht den Superstar"-Niveau herunterverhackstückt, kurz, ein Schlag ins Gesicht Bernhard Wickis. Oft wird der Tod als Gnade empfunden, in diesem Fall muss man dieser Auffassung unumwunden zustimmen. Ist es wahr, dass die Ungerechtigkeit der Lebenden die Toten rotieren lässt, so können wir getrost davon ausgehen, dass Bernhard Wicki - wo immer er auch jetzt sein mag- dorten als Ventilator verwendet wird.

Die Suche nach rationalen Argumenten muss hier zu Gunsten reiner Polemik aufgegeben werden. Es gibt keine nachvollziehbare Erklärung für dieses Machwerk, außer den kranken Willen, diese geniale, zu Herzen gehende Geschichte und geniale Verfilmung mit Anlauf in den Schmutz zu ziehen.

Hier feiern Bild, RTL II, die Reihen fest geschlossen mit PRO 7, fröhliche Urständ. Hier hat sich alles getroffen und vereint, was das Medium Fernsehen in Deutschland zum Furunkel am Arsch einer mittlerweile unerträglichen Gesellschaft hat werden lassen.

Wo einst die Frage nach dem Sinn des Krieges, falsch verstandenem Heldentum, Mut, Ehre, Freundschaft und das Schicksal einer missbrauchten Generation thematisiert wurden, ist nur noch der Versuch geblieben, eine Titte und in die Prime Time zu bekommen, und aufgrund pseudo-historischer Aufklärungsbemühungen an der Zensur vorbeizuschmuggeln.

Verwunderlich ist nur, dass die Sendung nicht alle 2 Minuten durch Werbung für "Siggis Tod als Klingelton für dein Handy" unterbrochen wird. Verwunderlich ist auch, dass die Verantwortlichen für diese vor jedem Gericht unanfechtbare Begründung, Molotov-Cocktails in die Büros der Produktionsfirma zu werfen, nicht permanent dauermusikuntermalt ist vom Oeuvre eines Herrn Bushido oder gar dem sanglich Erbrochenem einer Sarah Connor oder von mir aus noch der Kelly Family.

Letztlich bleibt nur die Frage, wie sie schon auf einem der berühmtesten Anti-Kriegsplakate aus den Zeiten des Vietnam-Kriegs gestellt wurde: "Why?". Ich schätze mal, für alle, die diese Unerträglichkeit als auch nur halbwegs adäquate Neuverfilmung erachten, muss man das Übersetzen: "Why?" ist englisch und heißt "Warum?".

"Die Jugend ist nicht gut oder schlecht. Sie ist so wie die Zeit, in der sie lebt."
(Manfred Gregor)

Wenn ich das übertrage, dann stellt das unsere Zeit in ein selten übliches Licht: "Das Fernsehen ist nicht gut oder schlecht. Es ist, wie die Zeit, in der es gemacht wird."Davon ausgehend kann man nur noch hoffen, dass hier der Letzte hoffentlich bald das Licht ausmacht.

In diesem Sinne: Warum?

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