Dienstag, Januar 29, 2013

Rehalligalli (7a) - Frau Husell: Komödie in einem Akt

Bühnenbild: Der Schulungsraum mit unglücklich positionierter Säule, die 50% der Anwesenden den Blick auf die Leinwand verstellt. Ein Beamer an der Decke, ca. 2.10 hoch. Pult für Laptop. Das Übliche.

Die Darsteller: Die heitere Patientenschar (HP) und Frau Husell (FH).

Die Schulung 'Rehabilitationskonzept im Carolinum' sollte laut Plan um 17.30 beginnen.

Die HP: Ist anwesend, unterhält sich, wie sich Menschen unterhalten, wenn man auf jemanden wartet. Wie üblich hat man die Therapiepläne zur Abzeichnung durch den Therapeuten am Pult gestapelt abgelegt. Die Zeit läuft, man wartet und redet.

Die Zeit läuft, es wird 17.45. Die ersten Witze kursieren darüber, dass jemand ins Lehrerzimmer geschickt werden müsse. Heiterkeit greift um sich, einige Patienten nicken ein.

FH bleibt eine mytische Gestalt und somit für Sterbliche unsichtbar.

17.50, vom Gang trommelt das hektische Gestöckel zu hoher Absätze in der Kombination mit 'zu spät, zu spät' herein, kurz darauf gefolgt von einer gut erhaltenen aber leicht billig wirkenden Endfünfzigerin, die mit jeder Faser ihrer Existenz die Trauer um ihre verwelkte Jugend atmet. In Kombination mit zu viel Insektenvernichter, welchen sie statt Parfum trägt, ein wahrlich atemberaubender Auftritt. Kurz, FH rauscht in den Schulungsraum, legt die Laptoptasche auf das Pult, beginnt auszupacken und zu reden.

FH: Tschuldigung ich bin zu spät meine andere Gruppe hat mich aufgehalten und bitte, is kein Tadel, nur eine Bitte, legen sie die Zettel nicht vorne ab ich geh' lieber durch die Reihen und zeichne gegen aber das wissen sie nich aber fürs nächste mal bitte.

Sie beginnt neben dem immer noch laufenden Laptopauspacken damit, die Pläne abzuzeichnen und gleichzeitig unter Aufruf der abgezeichneten Anwesenden wieder auszuteilen. Hierbei wird die gesamte HP miteinbezogen, da sie die Zettel durchreichen lässt, was zu weiterer Heiterkeit führt. FH konzentriert sich nun voll auf die Laptoplogistik und reagiert arttypisch. Der Beamer ist noch aus und muss, um das zu ändern, erst erklettert werden. Sie schnappt sich einen Stuhl, erklimmt diesen und präsentiert dabei altersuntypisch stramme Waden an High-Heel-Stiefeln auf einem Spiegel von unzüchtigen nicht ganz blickdichten Nylonstrümpfen.

FH: Das dürfen sie nicht machen gell weil man aufm Stuhl nich klettern soll.

HP: Nickt wissend, der männliche HP-Teil präsentiert im Geiste Bewertungskarten mit eher hoher Punktzahl für die gelungene Wadenpräsentation.

Der Beamer läuft, genau wie die Zeit. Mittlerweile ist es 17.50 und um 18 Uhr ist Fütterung in Moria und wenn's um's Essen geht versteht die HP keinen Spass.

FH: (Brummelt vor sich hin, verflucht den Laptop nebst Beamer) Das Ding is... ich hab... ah...

HP: Amüsiert sich, guckt aber auch auf die Uhr.

FH beginnt plötzlich wieder durch die Reihen zu springen und noch nicht abgezeichnete Therapiepläne abzuzeichnen. Tumult entsteht, weil sie sich durch die Sitzreihen drücken muss. Sie beendet die Aktion und schaut kurzfristig verwirrt.

FH: Meinnameisthusellundeinigekennenmichvielleichtschonoderauchnicht... Ich bin hier im Hause.... Ich seh grad... nächste Woche... nee...

Sie nestelt am Laptop. Schaut in die Runde und ist sich sichtlich im Unklaren bezüglich der Essentialia ihrer Existenz.

FH: Eins vorab meine Schulung über 'Stressmanagement und Zeitplanung' hält am Donnerstag mein Kollege, weil ich da nicht kann.

[FACEPALM]

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