Sonntag, März 24, 2013

Ölpest - 1. Teil

Schweden ist genausoviel "Land der Elche" wie Deutschland das "Land des ewigen Frühlings" ist. Und genausowenig wie es Elche in diesem Nation gewordenen Eisfach gibt, gibt es hier trinkbares Bier.

Scheint es.

Kurze aber heftige Recherchen haben ergeben, dass es in der Tat doch Bier gibt. Der schwedische Staat ist sehr mütterlich, wenn es um die Gesundheit seiner Staatsbürger geht. Rauchen rangiert auf der gleichen sozialen Ebene wie Katholozismus und Alkohol darf nur an hohen Feiertagen ohne Verlust von Rang und Priviliegien genossen werden.

Mich als Tourist interessiert das nicht und so kam ich hinter das Geheimnis der sogenannten Systembjuden, oder so ähnlich. Dies sind öffentlich lizenzierte und vollumfänglich überwachte Läden, in welchen regelmäßig der Tourist und gelegentlich der Schwede Frischstoff kauft. Hier gibt's alles über 3.5 Umdrehungen. Das ganze landesuntypisch nur bis 18 Uhr und auch nicht an Sonntagen. Nur zur Erklärung: Der Schwede ist Heide, sprich Protestant und hat somit überhaupt kein Problem damit, am heiligen Sonntag in geöffneten Geschäften einzukaufen. Aber eben keinen Alkohol, weil da hört der Laizismus dann wohl doch auf.

Um nun dem Verdikt der dreimonatigen Zwangsabstinenz zu entgehen begab ich mich in jenen schummrigen Kontor und erwarb rein stochachstisch 4 Dosen Bier.

Und die erste soll heue verkostet werden.

Starköl


Intro

Sie heißt "Starköl" und kommt im schlichten silbernen Nullfünferlook daher. 5.1% bringt sie mit und protzt weder mit dem Namen der Brauerei noch mit sonst irgendwelchen verräterischen Details, wahrscheinlich um die Klageerhebung zu erschweren.

Auf dem Laufsteg

Sie fließt recht golden ins Glas, verweigert sich dort aber nachhaltig einer spontanen Schaumbildung. Man muss schon arg Fallhöhe hinzufügen, um auch nur ein kleines Krönchen zu erhalten. Auch dieses schmilzt schneller als der Schnee im Sommer und übrig bleibt eine leicht erbärmlich wirkende Erscheinung, dem nicht unähnlich was man nach einer guten Party morgens in den Gläsern der Gäste an Resten findet. Der Fachwirt bezeichnet sowas gerne auch als "Tröpfelbier". Aber Äußerlichkeiten sind Schall und Rauch, die inneren Werte zählen.

Innere Werte


Der erste Schluck entscheidet und dieser besticht durch Konsequenz. Konsequent nämlich setzt sich die Schlichtheit des Desings im Geschmack fort. Unspäktakulär aber nicht unfreundlich findet sich der Geschmackssinn mit nichts konfrontiert, was ihn tirritieren oder überraschen könnte. Die synaptische Weiterleitung der Aromainformation ergibt eindeutig "Bier" und damit endet auch alles Positive, was man sagen könnte. Es kommt nichts mehr. Es schmeckt nach Bier und das war's. Nichts weiter. Es ist das Hühnchen unter den Bieren, es ist nicht schlecht, sieht man sich aber gezwungen, Charakteristisches zu beschreiben, kann man nur sagen, dass das Charakteristischste eben die Abweseneheit sämtlicher Charakteristika ist. Mittlerweile hat sich Schaum und Perlung komplett erledigt und im Glas steht urinartig eine Bier, das der Farbe Grau entspricht oder, wenn's ein Auto wär, dem Golf. Weniger geschmacksauffällig als ein Burgerbrötchen aber freundlich im Abgang bleibt jetzt nur die Hoffnung, dass die Umdrehungen nicht gelogen sind und somit der Sekundäreffekt zuverlässig eintritt.

Nach einigen intensiven Testschlucken drängt sich der Eindruck auf: Das muss so! Geschmack, bzw. dessen Abwesenheit und Verpackung stehen in einem Sinnzusammenhang. Es will wohl garnicht mehr sein, als eben ein starkes Bier. Es ist das Bier für den Effekttrinker, der sich nicht durch "hopfiges Aroma" oder "herben Charakter" ablenken lassen will. Wer "Starköl" trinkt, will, dass es batscht, sonst nix. Das bekommt er!

Fazit

 "Das war wohl nix, meine Herrn, das ühm wir noch'n büschn!"

Keine Kommentare: