Dienstag, April 02, 2013

Ölpest - 5. Teil

Mariestads - Old Ox
Export



Intro

Die Haltungsnote kann heute wegen Direktverkostung nicht vergeben werden. Zum einen, weil Exports tulpenunwürdig sind und zum anderen, weil die Tulpe gerade geputzt wird. Sei's drum, die Dose ist nüchtern mattgold gehalten und ohne Bilder. Das lenkt nicht ab und richtet das Augenmerk auf beachtliche 6,9% Heiterkeit. Nu denn...

Auf dem Laufsteg

Entfällt

Innere Werte

Rüsselt man in die geöffnete Dose kommts wie's kommen muss und das ist nicht lustig. Erinnerungen an meine frühkindliche Trinkerschulung werden wach. Seichtes Tröpfelbier und sonntagmorgendliche Großmarktstubenbesuche, Missile Command im Hinterzimmer und Papi macht Geschäfte mit einem Mann namens Toni. Und die Erinnerung trügt nicht. Geschmacklicher Erstkontakt ist frei von allem: Überraschung, Frische, Nachhaltigkeit und, last but not least, Geschmack. Ein Export ist ein Export ist ein Export... Exportbier wurde erfunden, als dem Brauer nichts mehr einfiel und die Zugabe von Fruchtsaft ins Hopfengetränk noch mit Zungenschaben und anschließender Hodenabklemmung bestraft wurde. Export ist per definitionem langweilig, öd, fad und mopsig und sollte deshalb am besten von Menschen in einem anderen Land getrunken werden. Die haben das gemacht und rächten sich spornstreichs durch den ihrerseitigen Export ihres langweiligsten Biers. Somit wurde das Export zur internationalen Kulturkonstanten und definiert allüberall auf der Welt die geschmackliche Null-Linie wenn's um Bier geht. Die Amerikaner versuchen von diesem Umstand durch die verwirrende Bezeichnung als "Lager" abzulenken (der Name rührt daher, dass das Zeug auch bei den nicht unbedingt als Korifäen in Geschmacksfragen geltenden Neuweltbewohnern ebenfalls wie geschnitten Blei in den Lagern liegt und erst dann verkauft werden kann, wenn man ihm den Titel "Classic" anpappt und mehrere Milliarden in aufwändige Werbekampagnen steckt).

Das alte Ochsenbier schmeckt somit weniger aufregend als die Namensgebung vermuten lässt, was in Hinblick auf "Ochse" und die damit einhergehenden Assoziationen mit dem, was solch ein Tier an ähnlichfarbener Flüssigkeit absondert, eher von Vorteil ist, aber die Plörre noch lange nicht zum Brüller macht.

Immerhin, 6,9% und der freundlich aufgedruckte Hinweis, bitte nicht besoffen wie zehn Russen auf Landgang Auto zu fahren, machen es zur perfekten Dreingabe in, sammerma, Cola, Sprite oder einen gut gekühlten 69er Cabernet Chauvignon. Schirmchen und Eiswürfel dazu und dann geht das.

Fazit

Wer Wasser als zu verstörend empfindet aber dennoch nicht auf einen gepflegten Vollrausch nach Kassenschluss verzichten will, ist bei Mariestads Old Ox gut aufgehoben. Mangels irgendwelcher Aromen riecht man auch nicht so schlimm aus dem Hals. Das macht es zum perfektef Alkoholikeranfängerbier... wenn man noch was zu verbergen hat.

1 Kommentar:

Death hat gesagt…

Ööööölkännchen!

Dein Biertest läuft runter wie geschmiert! Weiter so!

Erforsch' doch mal, ob Alkies tatsächlich einen Stempel im Pass haben - es kursieren entsprechende Gerüchte hier.

Und: An illuminating experience from terrific testing wünsch' ich Dir!