Mittwoch, März 14, 2012

Wie diese Plastiktobleroneteile heißen,

die man bei Aldi am Band zwischen den eigenen Einkauf und das Gerümpel des freundlich-geruchsintensiven Assis hinter einem packt, ist ja mittlerweile bekannt. "Warenteiler" heißen die Dinger ebenso unpassend wie innovationsarm.

Leute die einem eine Leberkäs-Chai flavoured Komacino-Latte verkaufen heißen heute "Barista". Das hab ich aus der Werbung gelernt. Und von unserem "Barista" in der "Lounge" unseres Büroplattenbaus. Ist wohl italienisch. Und hat keine deutsche Übersetzung. Ausser vielleicht: Barmann. Aber wer würde auf deutsch Barmann sagen? Also.

Doch wie hießen die, sagen wir mal, 1989? Ich kann mich an keinen "Barista" erinnern. Batista vielleicht. Aber der hat keinen Kaffee verkauft. Wurden die nich eigentlich immer als "hey Du" oder "Gutentageinkaffeebitte" addressiert? Also eher so ohne Berufsbezeichnung?  Nicht, dass man heute sagen würde "Gott zum Gruße, Gevatter Barista, ein koffeiniertes Heißgetränk mit Hello-Kitty-Design, bitte". Aber wenn man über ihn redet, verwendet man das Wort "Barista". "Vorhin hat mir der Barista ein Hello-Kitty auf meine Latte gemalt!". Was hätte man 1989 gesagt? "Der ... öh... " oder einfach "Heinz hat mir..." Damals kannte man die Baristas noch mit Vornamen und nicht nur unter ihrer Berufsbezeichnung, vielleicht brauchten sie die deswegen nicht? Außerdem hätte sich damals niemand getraut, schlechte Mangamotive auf den Kaffee zu malen. Hätte ja auch mangels "Crema" keinen Sinn gehabt.

Die Zunahme kaffeebezogenen Vokabulars ist erschreckend.

Hat dieser hippe Schnabeltassenklon, den hippe high Potentials mittlerweile immer und überall bei sich haben, auch einen Namen? Für ihren "Kaffee zum Gehen"? Für ihren "Coffee to go".

Diese Dinger mit Deckel, die so aussehen, als wären sie vom Regiseur eines 60er Jahre Science-Fiction-Films abgelehnt worden mit der Begründung, das Design sei zu affig-aufgesetzt futuristisch, das nimmt einem doch keiner ab. Die Dinger, die aussehen, als würden sie hergestellt von einem unheiligen Joint-Venture von Jack Wolfskin und Apple. Die Dinger, die diese penetrant unaufdringliche Lebenseinstellung atmen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Verbindung zwischen Design und Funktionalität brutalst sublim-empathisch in die Welt zu blasen. Die Dinger, die aussehen, als hätten sie nicht ein Heißgetränk zum Inhalt sondern eine ein Heißgetränk simulierende App.

Wie heißen die? Keine Ahnung. Aber ich bin bereit eine größere Menge griechischer Schuldverschreibungen zu wetten, dass das Teil nicht einfach "Becher" heißt.

Im Übrigen glaube ich, dass "Kaffee" DER Trend des Sommers werden wird. Also normaler Kaffee. Echter Kaffee. Echter, normaler, deutscher Kaffee. Grenzaromatisiertes Warmwasser, das wir uns literweise als strafverschärfend arbeitsbegleitende Maßnahme einflößen. Natürlich wird das dann nicht mehr Kaffee heißen. Wahrscheinlich wirds irgendwas italo-amerikanisches. 

Oder einfach "Classic Kaffee"?

Die Spannung zerreisst mich.

Innerlich.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Coffee to go - jetzt auch zum mitnehmen!